Ausstellung in der Fastenzeit: „An jedem dritten Tage“

Ausstellung zum Thema Feminizide

An Jedem Dritten Tage

Sina Niemeyer | Fotografien

22. Februar - 16. April 2023

St. Joseph | Hammer Straße | Münster

 

Ausstellungseröffnung im Rahmen des Bußgottesdienstes in St. Joseph an Aschermittwoch, 22. Februar, 19.30 Uhr

 

In ihrer aktuellen Fotografieserie untersucht Sina Niemeyer die unterschiedlichen Aspekte und Dynamiken von Feminiziden: Die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Die Fotografin will die Tatorte aller Morde an Frauen eines Jahres in Deutschland dokumentieren. Schon allein durch (Ex-) Partner gibt es hier jeden Tag einen Mordversuch an einer Frau, an jedem zweiten bis dritten Tag mit tödlichem Ausgang.

In St. Joseph zeigt sie einen Ausschnitt des ersten Kapitels, nämlich über Noelle: In der Nacht zum 5. August 2020 begegnet die 15-jährige Noelle auf ihrem Heimweg einem fremden Mann. Eine Stunde später ist sie tot. Den Ermittlungen zufolge wurde Noelle erst vergewaltigt und dann zu Tode gewürgt.

Sina Niemeyer versucht nicht, die Tat fotografisch zu rekonstruieren, vielmehr legt sie den Fokus auf Noelles Familie und darauf, was dieser Mord für ihr Leben bedeutet.

Wer Noelle war und was ihr geschehen ist, kann keine mediale Berichterstattung adäquat darstellen: Tatsächlich scheitern die Medien immer wieder daran, respektvoll und angemessen über solche Taten zu berichten. Und immer noch wird das herabwürdigende Narrativ gepflegt, Mädchen und Frauen waren vielleicht selbst schuld, haben das Verbrechen „provoziert“, weil sie zu leichtsinnig oder ihre Röcke zu kurz waren.

 

Sina Niemeyer
lebt und arbeitet in Berlin. Ihre freien Arbeiten zeichnen sich durch die Synthese verschiedener Medien und Materialien wie Fotografie, Video, Text und Archivmaterial aus.
Dabei setzt sie sich überwiegend mit den Themen (patriarchaler) Gewalt, Traumafolgen oder Machtstrukturen auseinander.
Für ihr aktuelles Projekt über Feminizide erhielt sie das Stipendium der VG-Bildkunst und war Finalistin beim Inge Morath Award und Otto-Steinert-Preis.