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Lokaler Pastoralplan der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd
1. Zur Situation
Die Pfarrei St. Joseph Münster-Süd besteht seit dem Fronleichnamsfest 2013. Sie entstand durch die Zusammenlegung der Kirchengemeinden Heilig Geist und St. Joseph. Die Fusion erfolgte nach einem Gesprächsprozess, an dem, begleitet von einer Steuerungsgruppe, die Pfarrgemeinderäte, Kirchenvorstände und Seelsorgeteams beteiligt waren. Handlungsleitendes Bild des aufeinander Zugehens war die Idee von der Pfarrei als Dach über den dazugehörigen Kirchengemeinden Heilig Geist, St. Antonius, St. Sebastian, St. Joseph. Die Pfarreiebene ist somit eine Organisationsebene und gleichzeitig aber auch verbindendes Element der vielen kleinen, lebendigen Gemeinden; und damit sind nicht nur Kirchorte gemeint, sondern auch Orte, an denen sich Christinnen und Christen vergemeinschaften und zum Gottesdienst treffen.
In mehreren Arbeitstreffen und einem Klausurtag wurde vereinbart, dass das Leben der Gemeinden vor Ort erhalten und die Identität der jeweiligen Gemeinde, die über Jahre in einem langen Prozess gewachsen ist, gestärkt und weiterentwickelt werden soll. Dabei stellt die Unterschiedlichkeit der Gemeinden einen Reichtum dar, der nicht aufgegeben werden soll. Die Erstellung eines Lokalen Pastoralplans wird daher als Chance und Herausforderung betrachtet, die im Rahmen des Fusionsprozesses grundgelegten Weichenstellungen für eine Pastoral im Südviertel erneut zu betrachten, zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
2. Zur Entstehungsgeschichte der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd
Die Kirchengemeinde St. Joseph entstand 1898 aus der Aufteilung der alten Lamberti-Gemeinde, nachdem die Bevölkerungszahl Münsters ab den 1870er Jahren stark angestiegen war und sich die Bürger verstärkt entlang der Hammer Straße angesiedelt hatten. Im Gründungsjahr 1898 zählte die Gemeinde ca. 7.000 Katholiken. Die Zahl wuchs rasch weiter, sodass 1929 die Pfarrei Heilig Geist und 1961, aus Gebieten von Heilig Geist und St. Joseph, die Pfarrei St. Sebastian abgepfarrt wurden.
2008 fusionierten auf Betreiben des Bistums die Pfarreien St. Joseph und St. Antonius sowie die Pfarreien Heilig Geist und St. Sebastian. Gleichzeitig wurde eine Seelsorgeeinheit mit der Pfarrei St. Gottfried grundgelegt, die inzwischen realisiert ist.
Am 30. Mai 2013, entsprechend dem Stellen- und Strukturplan, wurden die Gemeinden St. Joseph und Heilig Geist zur neuen Katholischen Kirchengemeinde St. Joseph Münster-Süd zusammengelegt; mit der Pfarrkirche St. Joseph, der Filialkirche Heilig Geist sowie der Antoniuskrypta.
3. Wie wir den Süden von Münster wahrnehmen
Das Territorium der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd umfasst vier Stadtviertel, die stadtplanerisch und auch vom Lebensgefühl der Menschen zum Kernbereich der Stadt zählen: Geistviertel, Pluggendorf, Schützenhof und Josefsviertel.
Das Josefsviertel ist funktional betrachtet relativ markant zweigeteilt: Der lange Jahre überwiegend von Arbeiterfamilien bewohnte nordwestliche Teil des Südviertels ist noch immer ein dicht besiedeltes, von Mehrfamilienhäusern dominiertes Wohngebiet. Der südöstliche Teil des Viertels ist aufgrund der Nähe zum ehemaligen Güterbahnhof eher industriell geprägt. Zentrum des Viertels ist die Josephskirche mit dem sich anschließenden Südpark an der Hauptverkehrsachse und lebendigen Geschäftsstraße, der Hammer Straße.
Der sich nach Süden anschließende Stadtteil Schützenhof ist ebenfalls ein historisches Arbeiterviertel, das im westlichen Teil hauptsächlich der Funktion Wohnen gewidmet ist. Hier finden sich dicht bebaute Häuserzeilen, die aufgrund ihrer oft gleich aussehenden, rötlichen Klinkerbaufassade Arbeitervierteln nach englischem Vorbild ähneln. Östlich der Friedrich-Ebert-Straße, die das Viertel teilt, überwiegen Gewerbegebiete.
Pluggendorf nennt sich der Stadtteil, der sich auf östlicher Seite des Aasees nach Süden erstreckt. Neben seiner Funktion als Wohnviertel befinden sich hier mehrere öffentliche Einrichtungen, darunter die Handwerkskammer Münster, das Studierendenwerk mit der Mensa am Aasee, die Jugendherberge, die Apothekerkammer Westfalen-Lippe oder auch einige universitäre Einrichtungen der Westfälischen Wilhelms-Universität an der Scharnhorststraße.
Das Geistviertel entstand nach Ende des Ersten Weltkriegs nach dem Modell einer Gartenstadt, um der Wohnungsnot in Münster zu begegnen. Bekannt und ein Baudenkmal von besonderer Bedeutung ist die Mustersiedlung Habichtshöhe/Grüner Grund, erbaut 1924 bis 1931. Darüber hinaus weist der Stadtteil vor allem klassische Miets-, Reihenhaus- und Einfamilienhausbebauung auf. Leben auf dem Gemeindegebiet von St. Joseph durchschnittlich 6% Familien mit Kindern, liegt dieser Wert im Geistviertel bzw. Schützenhof bei 10-14% – Tendenz bis 2020 leicht fallend.
Ein Blick auf die Lebensstile und Lebensweisen der Menschen im Südviertel macht deutlich, dass die sozial gehobenen Milieus, wie z.B. die sozial-ökologisch oder liberalintellektuell Orientierten, das Viertel prägen, daneben aber auch konsumorientierte Milieus anzutreffen sind. Verschwindend gering repräsentiert sind dagegen konservative oder traditionsverwurzelte Lebensauffassungen.
Infrastrukturell ist der Süden von Münster gut ausgestattet: Neben einigen Grundschulen (mit einem großen Angebot an Ganztagsbetreuung bis hin zur Ganztagsschule) gibt es unterschiedliche Weiterführende Schulen und Berufskollegs. Insgesamt gehen täglich fast 7000 Schülerinnen und Schüler im Südviertel zur Schule. Es gibt ausreichend Einkaufsmöglichkeiten und Geschäfte rund um den Geistmarkt, an der Hammer und Friedrich-Ebert-Straße, größere Grünflächen, Spielplätze und Naherholungsmöglichkeiten (wie z.B. den Aasee, den Südpark oder den Park Sentmaring) und eine gute Busanbindung an die Innenstadt und die Außenbezirke Münsters.
Zudem mehrere Stadtteilbüchereien (u.a. jeweils eine im Gemeindetreffpunkt Heilig
Geist und Pfarrheim St. Joseph), kleinere und größere Sportstätten (seit einigen Jahren kein Stadtteilschwimmbad mehr) sowie über 20 Spielplätze. Ein Manko sind allerdings die Betreuungsplätze für Kinder unter 3 Jahren – nur etwa 50% aller Kinder in diesem Alter können in einer Kita oder Tagespflegeeinrichtung versorgt werden.
Die Bevölkerung im Süden von Münster wächst; v.a. das Geistviertel und der Schützenhof verzeichnen prognostiziert bis 2020 eine deutliche Bevölkerungsentwicklung. Dies entspricht dem Bundestrend, dass nach wie vor Menschen in die Städte ziehen. Dadurch wird auch im Südviertel Wohnraum knapp – vor allem bezahlbarer Wohnraum für Familien und Menschen mit geringerem Einkommen. Die meisten der zur Pfarrei gehörenden Stadtviertel weisen keine oder nur sehr geringe Wohnbaulandreserven (Schützenhof) auf. Wenn gebaut wird, handelt es sich oft um Nachverdichtung bzw. Abriss alter Gebäude und Errichtung von Neubauten mit entsprechend hohen Quadratmeterpreisen. Ein vor allem das Josefsviertel betreffender Trend ist die „Luxussanierung“ von Altbauten.
Die vier zur Pfarrei gehörenden Stadtviertel weisen eine hohe Zahl an Ein-PersonenHaushalten auf. Im Geistviertel sind es knapp 60% – in Pluggendorf und im Josefsviertel über 70%. Einen hohen Anteil davon bewohnen sicherlich Studierende und junge Erwachsene. Denn vor allem in den Stadtvierteln, die näher an der Innenstadt liegen, wohnen überproportional viele junge Menschen (zwischen 20 und 30 Jahren): Ein Drittel aller zur Pfarrei gehörenden Menschen lassen sich dieser Altersspanne zuordnen – Tendenz steigend.
Der Anteil der Senioren (65 Jahre und älter) an der Gesamtbevölkerung ist in Pluggendorf am höchsten mit knapp 19% im Jahr 2018. Voraussichtlich bleiben die Zahlen diesbezüglich im Schützenhof- und Geistviertel konstant – in Pluggendorf und im Josefsviertel sinkt die Zahl der Senioren in den nächsten Jahren etwas.
Generell ist, v.a. im Josefsviertel, eine verhältnismäßig große Bevölkerungsfluktuation festzustellen, bei Studierenden und jungen Menschen am Beginn des Berufslebens fast zwangsläufig, bei jungen Familien ebenso, die ihre Wohnsituation im Viertel oft nicht an neue Familienverhältnisse anpassen können. Und so steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen in den nächsten vier Jahr voraussichtlich nur im Josefsviertel leicht an – im Geistviertel sind die Zahlen rückläufig –, wobei dieser Stadtteil traditionell den größten Anteil an Haushalten mit Kindern hat: insgesamt 14% (zum Vergleich: in Pluggendorf sind es nur etwa 4,5%).
Dabei ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger bis 14 Jahren in Schützenhof und im Geistviertel mit ebenfalls 15% etwa so hoch wie in der gesamten Stadt Münster. Im Josefsviertel und in Pluggendorf liegt sie mit durchschnittlich 7% deutlich darunter.
4. Profil der Pfarrei und ihrer Gemeindeteile St. Joseph und Heilig Geist
Das Zentrum rund um den sehr belebten Josefs-Kirchplatz bilden die 1899-1905 erbaute neugotische Pfarrkirche, das benachbarte Pfarrheim, das u.a. auch die Bücherei der Gemeinde und eine Altentagesstätte beherbergt, und das Pfarrhaus mit dem Pfarrbüro. Das Gemeindeleben ist seit jeher eher dezentral angelegt: So befinden sich die drei Kindertageseinrichtungen mit insgesamt 9 Gruppen sowohl im Josefsviertel als auch in Pluggendorf. Gleiches gilt für die (kirchlichen) Seniorenpflegeeinrichtungen und die beiden Klöster bzw. Ordensgemeinschaften, die Kontakt zur Gemeinde pflegen. Kirchliches Leben spielt sich bewusst und gewollt an vielen weiteren „Lebensorten des Glaubens“ ab, so z.B. in der Marienschule und in der Antoniuskirche, in der die spanische, polnische und tamilische Mission für Katholiken anderer Muttersprachen angesiedelt sind. In der Antoniuskrypta haben die deutsche Antoniusgemeinde, die Sebastiangemeinde und die Queergemeinde ihr Zuhause gefunden. So werden im Gemeindegebiet an verschiedenen Orten insgesamt ca. fünfzehn Sonntags-Gottesdienste gefeiert.
Die Josephsgemeinde ist durch viele Studierende, junge Erwachsene und Singles insgesamt deutlich städtisch geprägt und setzt entsprechende pastorale Akzente: Sie weist eine aktive Kinder- und Jugendchorarbeit auf: Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 20 Jahren engagieren sich bei wöchentlichen Proben, in Gottesdiensten und Konzerten, bei Probenwochenenden, Chorfreizeiten und Wettbewerben. Insgesamt stehen damit sieben Chöre für das pastorale Ziel, in der heutigen anspruchsvollen Stadtgesellschaft ein kulturell und liturgisch ansprechendes Angebot zu machen. Die pastorale Arbeit in Kitas und Schulen sowie die durch die Erstkommunionkatechese geprägte Familienpastoral ist lebendig und in ständiger Entwicklung begriffen. Ein besonderer Akzent ist die Arbeit mit jungen Erwachsenen im Projekt „SüdSinn“. Ein festes Standbein der Gemeinde ist die Seniorenarbeit (getragen v.a. von ehrenamtlichen Kräften – begleitet von einer Seniorenseelsorgerin), vom „Bunten Dienstag“ über den „Treff ab 60“, den Mittagstisch bis hin zum katholischen Frauenverband kfd. Der „Blick über den Tellerrand“ zeigt sich u.a. in intensiv gelebten Partnerschaften mit Brasilien und Rumänien.
Rund um die 1928-1929 im Bauhausstil erbaute Kirche gruppieren sich das zu einem Wohnhaus für drei Parteien umgebaute alte Pfarrhaus, die Kindertageseinrichtung Familienzentrum Heilig Geist, der Gemeindetreffpunkt, die Kleiderkammer im Turm der Kirche, der Kinder- und Jugendtreff TEO, die Bücherei, ein Gemeindebüro und das Sozialbüro der Pfarrei. Diese Zentralität und die räumliche Verbundenheit aller Orte, an denen sich Gemeindeleben vollzieht, zeichnen die Gemeinde Heilig Geist in besonderer Weise aus. Im Winter 2011/2012 wurde die Kirche modernisiert und bietet seit Pfingsten 2012 einen Gottesdienstraum mit Altar im Zentrum.
Die Gemeinde Heilig Geist wies lange Jahre eine besondere Verbändevielfalt auf – heute existieren noch die kfd, KjG und die DjK. Erweitert wird dieses Angebot im Kinder- und Jugendbereich durch eine Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (TEO), die durch eine sozialpädagogische Fachkraft betreut wird. Das TEO engagiert sich zudem – in Zusammenarbeit mit der Stadt Münster – im Bereich der Nachmittagsbetreuung und spielpädagogischen Angeboten für Flüchtlingskinder. Hervorzuheben ist in diesem Kontext auch das Gruppenhaus der Pfarrei in Hüttrup, das sowohl gemeindeinternen als auch anderen (Jugend-) Gruppen zur Verfügung steht. Im Gemeindeteil Heilig Geist werden traditionell gute ökumenische Beziehungen zu den evangelischen und alt-katholischen Nachbargemeinden gepflegt. Darüber hinaus wird z.B. die Seniorenarbeit ökumenisch gelebt und von der evangelischen Nachbargemeinde organisiert.
In den letzten Jahren ist eine, wenn auch nicht ganz eindeutige, Schwerpunktverlagerung des Bereiches Kinder-, Jugend- und Familienarbeit in den Gemeindeteil Heilig Geist festzustellen. Dies greift eine dort in sich gewachsene Struktur auf. Die Tragweite dieser Entwicklung ist im Moment noch nicht zu erfassen.
Die Entwicklung des kirchlichen Lebens lässt sich anhand des Datenmaterials des Bischöflichen Generalvikariates wie folgt beschreiben: Die Zahl der Katholiken hat sich in den vergangen 50 Jahren nahezu halbiert und liegt aktuell bei rund 14.150, wobei in den letzten zehn Jahren wieder ein langsames Wachstum festzustellen ist (2001 gehörten 13.980 Katholiken zu den damals noch vier Pfarrei). Demgegenüber ist die Zahl der Gottesdienstbesuchenden konsequent gesunken und auf dem aktuellen Tiefstand von 573 Personen (Zahl der Kirchenbesucher an einem Wochenende im Ende 2018) angelangt – was einem Kirchenbesuch von ungefähr 4% entspricht. Im Vergleich dazu besuchen im Bistum Münster durchschnittlich 8,9% Katholiken den Sonntagsgottesdienst.
Eine ähnliche Entwicklung gilt auch für die Zahl der Familien, die ihre Kinder taufen lassen – 2018 empfingen 69 Kinder das Sakrament der Taufe; 1960 waren es 587, 2001 noch 103 Kinder.
Die Datenlage über Firm- und Erstkommunionspendungen ist lückenhaft; in den achtziger Jahren hat es den größten Einbruch bei den Erstkommunionkindern gegeben: waren es 1980 noch 132, lag die Zahl Anfang der Neunziger knapp über 80. Im vergangenen Jahr gingen ca. 60 Kinder zur Erstkommunion. Die Zahlen der Firmlinge (zurzeit wird in der Pfarrei alle zwei Jahre gefirmt) schwanken stark: 2016 war es ein ungewöhnlich starker Jahrgang mit über 80 Firmlingen, im Jahr 2018 wurden 35 Jugendliche gefirmt. Auch die Bestattungen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken und haben sich mit 107 im Jahr 2018 im Gegensatz zu 1960 fast halbiert. Und generell gilt, die Zahl der Kirchenaustritte von 204 im Jahr 2018 (Höchststand der letzten Jahre) wiegen die der Wiederaufnahmen (2 Personen) nicht annähernd auf.
Die nachfolgend aufgeführten pastoralen Schwerpunkte beschreiben, wie Menschen im Stadtteil die Pfarrei und ihre Kirchorte wahrnehmen:
Gemeindeteil und Kirchort Heilig Geist: Kinder- und Jugendarbeit (TEO, Gruppenhaus Hüttrup, u.a.), Katholische Kindertageseinrichtung Familienzentrum Heilig Geist, Caritasarbeit (Kleiderkammer, Verortung des Sozialbüros in Kombination mit dem Gemeindebüro Heilig Geist), Partnerschaftsarbeit und Fairer Handel.
Gemeindeteil und Kirchort St. Joseph: Kirchenmusik (Kinder- und Jugendchorzentrum Münster-Süd, (Projekt-) Chöre, Konzerte, Orgelherbst etc.), Seniorenpastoral (Seniorenseelsorgerin), Ausstellungen verschiedener Künstler im Kirchenraum.
5. Analyseergebnisse
Im Arbeitsprozess der Steuerungsgruppe sind zu den nachfolgend aufgeführten Veranstaltungen, die im Rahmen der Entwicklung des Lokalen Pastoralplans stattgefunden haben, zusammenfassende Ergebnisthesen entwickelt worden, die nach einer Kurzcharakteristik der Veranstaltung kurz dargestellt und erläutert werden.
Im November 2015 fand auf Einladung des Pfarreirates der erste Pfarrkonvent, eine Versammlung aller in der Pfarrei ehren- und hauptamtlich Engagierten statt. Fast fünfzig Gruppierungen und Institutionen nutzen die Gelegenheit, sich kurz mit einem standardisierten Plakat vorzustellen und Auskunft über ihre Motivation sich zu engagieren und ihre Wünsche und Hoffnungen für die nächsten zehn Jahre zu geben. In sich anschließenden Gesprächsrunden zur Emmausperikope gab es die Möglichkeit sich zu verschiedenen, auf die persönliche Wahrnehmung der Pfarrei bezogenen, Fragenstellungen auszutauschen.
Grundtenor vieler Engagierter war der Wunsch, die Vielfalt an Angeboten,
Aktivitäten und Formen des Engagements zu erhalten und dabei auch die Unterschiede und Profile der Kirchorte wertzuschätzen. Dabei schien ein starkes Bedürfnis nach Beständigkeit, nach Erhalt und Konsolidierung des Vorhandenen auf. Gleichzeitig gab es die Bereitschaft und auch das Verlangen, auch neue Wege zu gehen. Wege, die vielleicht auch im Moment noch nicht zu denken oder zu beschreiben sind, die sich aber im Rahmen der großen gesellschaftlichen und damit auch kirchlichen Veränderungsprozesse andeuten und denen gegenüber eine grundsätzliche Offenheit formuliert und spürbar wird.
Da über den Pfarrkonvent eine umfassende Binnensicht auf die Pfarrei eingeholt worden war, gab es in der Steuerungsgruppe den Wunsch, sich noch mal stärker mit der Außensicht zu beschäftigen, um weitere Eindrücke zu gewinnen und die Analyse zu vervollständigen. Auf kurzem Wege wurde eine samstägliche Umfrage auf dem Geistmarkt organsiert, bei der Menschen zwischen 20 und 80 Jahren dazu befragt wurden, was sie von der Pfarrei bzw. den Gemeinden wahrnehmen, was ihnen gefällt und was sie sich wünschen.
Ein erstes Ergebnis war, dass die Gemeinden – in ihrer Unterschiedlichkeit – wahrgenommen werden, vor allem allerdings von religiös interessierten Menschen bzw. von denen, die Angebote der Gemeinden nutzen; sei es durch den Besuch von Gottesdienst und Konzerten, den Kontakt über die Kindertageseinrichtungen oder durch das Engagement von Freunden und Bekannten in Verbänden, Chören, etc.
Darüber hinaus wurde angeregt, dass die Pfarrei mehr in den Stadtteil bzw. die
Stadtteile hinein wirken und das Leben im Südviertel aktiver mitgestalten möge. Korrespondierend dazu wurde eine umfassendere lokal-mediale Darstellung der Angebote und Veranstaltungen gewünscht, ganz im Sinne: Tu Gutes und schreibe darüber.
Das Pendant zur zufällig ausgewählten Zielgruppe der Umfrage auf dem Geistmarkt stellte die gezielt eingeladene Expertenrunde (Menschen aus dem Viertel, die in den Bereichen Politik, Kunst, Kultur, Schule, Sport, etc. engagiert sind) dar, die ihren Eindruck vom Engagement und Zustand der katholischen Kirche in Münsters Süden zum Ausdruck brachte.
Ähnlich wie in der Binnensicht wurde die Auffassung vertreten, dass Kirche den Menschen Heimat bietet und identitätsstiftend wirkt. „Die Kirche soll also im Dorf bleiben“ – kurze Wege und Orte zur Vergemeinschaftung ermöglichen. Zugleich sollen die Angebote, vor allem die caritativen und sozialen Aktivitäten der Pfarrei, für alle Menschen im Viertel ansprechend und nutzbar sein. Konkretisiert und weitergeführt wurde dieser Punkt in dem Wunsch, dass die Kirchen – trotz wahrnehmbar schwindenden Ressourcen – Angebote ins Viertel machen und dafür Personal zur Verfügung stellen mögen.
Ein Engagement der Kirchen und kirchlichen Träger ist darüber hinaus auch lokalpolitisch gefragt – vor allem wenn es um die Frage nach bezahlbarem Wohnraum und Lebensqualität im Südviertel geht.
Angeregt wurde zudem, dass eine Verbesserung des „Marketings“ nötig ist, um die vielfältigen Aktivitäten und das umfassende Engagement einer breiteren, interessierten Öffentlichkeit zeitgemäß zugänglich zu machen und es attraktiv darzustellen und zu bewerben.
Die ausführlichen Ergebnisse der verschiedenen Schritte der Analysephase (Ergebnisse von Milieustudien, Sozialraumerhebungen, Umfragen im Quartier, etc.) wurden im weiteren Verlauf des Prozesses konzentriert und auf einige wenige Kernaussagen reduziert, um eine Weiterarbeit damit zu ermöglichen. Die grundlegenden Erkenntnisse lassen sich dabei folgendermaßen formulieren:
Die Pfarrei wird im Südviertel wahrgenommen, ebenso die Profilierung der Kirchorte; zugleich wird deutlich, dass Kirche mehr in den Stadtteil hineinwirken und präsenter sein möge: räumlich und personell, und das sowohl auf das kirchliche Profil bezogen als auch auf die Mitgestaltung gesellschaftlicher und politscher Entwicklungen und
Prozesse im Südviertel. Der Pfarrei wird zugetraut, Kirche neu und anders zu denken, sowohl Älteren wie Jüngeren eine Heimat zu bieten und innovative Formen des Glaubenslebens entwickeln zu können. Ein wichtiger, oft genannter Punkt, ist der Hinweis auf eine deutlich verbesserte Marketingstrategie bzw. Öffentlichkeitsarbeit.
Um diese Ideen in Leitgedanken bzw. pastorale Motive münden zu lassen, wurde eine Gruppe von Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen gewonnen, die in zwei Tagesveranstaltungen fünf Leitmotive entwickelte, die wesentliches Ergebnis des Lokalen Pastoralplans St. Joseph Münster-Süd sind (siehe Kapitel 6).
Im Oktober 2017 fand ein zweiter Pfarrkonvent statt, um die Leitmotive des Lokalen Pastoralplan der Öffentlichkeit vorzustellen und alle Interessierten zur Weiterarbeit mit den Motiven anzuregen.
In der dem Konvent vorangehenden Eucharistiefeier wurde der Pfarrei und den vielen ökofair Engagierten das Zertifikat „Ökofaire Kirchengemeinde“ von Weihbischof Dr. Stefan Zekorn verliehen.
Anschließend stellten Mitglieder der Steuerungsgruppe in der Heilig-Geist-Kirche die fünf Leitmotive vor. Bei der folgenden Diskussion in Kleingruppen konnte erste, konkrete Ideen zur Weiterarbeit entwickelt werden, durch die die Leitmotive im pfarrlichen Leben kurz- oder längerfristig lebendig werden; z.B. die Unterstützung eines Jugendprojektes in der Partnerpfarrei in Ghana; die Etablierung eine Lesecaféangebots für Jung und Alt als eine Kooperationsveranstaltung des Familienzentrums mit der Bücherei Heilig Geist (die ausführliche Übersicht der Ergebnisse findet sich im Anhang). Einige der Projektideen sind seit dem Pfarrkonvent weiterverfolgt und auch schon umgesetzt worden.
In den Wochen und Monaten nach dem Konvent wurden alle Gruppierungen der
Pfarrei zwei Mal angeschrieben und zur Weiterarbeit mit den Leitmotiven eingeladen
– der „Arbeitsbogen“ findet sich im Anhang. Das Angebot der Steuerungsgruppe die Gruppierungen zu besuchen und eine Einführung in die Arbeit mit den Leitmotiven zu geben wurde nicht nachgefragt.
Im Ergebnis haben sich etwa ein Drittel aller in der Pfarrei engagierten Gruppierungen mit den Motiven beschäftigt und überlegt, wie diese in den konkreten Aufgaben(-feldern) Niederschlag finden können. Das ist nach Ansicht der Steuerungsgruppe ein gutes Ergebnis.
6. „Leitmotive“ für den Lokalen Pastoralplan St. Joseph Münster-Süd
Die Steuerungsgruppe (Arbeitsgruppe Leitmotive) filterte in einem diskursiven Beratungsprozess nachfolgende Kerngedanken – Leitmotive – heraus, die das Selbstverständnis der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd beschreiben.
Handlungsleitend bei der Ausformulierung der Motive waren die folgenden Sätze: „Wir verstehen uns als eine Pfarrei, die sich selbst folgendermaßen beschreibt … und deswegen so handelt“.
Gespeist wurden die Motive dabei aus den Glaubensüberzeugungen der in der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd Engagierten und aus den Lebenswirklichkeiten der Menschen, die wir hier im Südviertel wahrnehmen.
Wir wissen uns als Kirche in einer heterogenen Stadtgesellschaft, in der einerseits Menschen für eine begrenzte Zeit den Kontakt suchen, andererseits sich dauerhaft engagieren und den Kirchorten verbunden fühlen. Wir haben im Blick, dass wir selbst Teil dieser Lebenswirklichkeit sind, die sich kontinuierlich verändert. Diese gestalten wir aktiv lokal und global mit.
Das heißt konkret:
Wir feiern sorgfältig und verantwortlich vorbereitete und kreativ gestaltete Liturgien an verschiedenen Orten. Wir nehmen die Herausforderung an, fruchtbare Formate zu entwickeln (mit den und für die Menschen), die alle Menschen stets aufs Neue in Kontakt mit der frohen und befreienden Botschaft Jesu Christi bringen. Wir nehmen dabei bewusst die Suchbewegungen der Menschen in der gegenwärtigen Zeit in den Blick und reagieren darauf, ohne tradierte Formen abzuschneiden.
Das heißt konkret:
Wir erfahren uns als eine Pfarrei mit vielen und unterschiedlichen Lebensorten des Glaubens; dazu zählen u.a. die einzelnen Gemeindeteile und kirchlichen Einrichtungen. Wir schätzen deren verschiedene Traditionen und Prägungen.
Wir fördern, dass Menschen gemäß ihren Interessen und Begabungen Verantwortung teilen und übernehmen. Wir ermöglichen, dass sie sich einbringen und Leitung wahr- und ernstnehmen.
Das heißt konkret:
Wir wollen uns als eine Pfarrei erleben, in der das lebendige Gotteswort unser Denken und Handeln prägt. Daher unterstützen wir, dass sich neue Formen der Verkündigung entwickeln können.
Das heißt konkret:
Wir verstehen uns als eine Pfarrei, die die Bedürfnisse und Nöte der Menschen sieht, und wollen unkompliziert, schnell, niederschwellig und nachhaltig Hilfe anbieten.
Dazu zentrieren wir die verschiedenen Unterstützungsangebote.
Das heißt konkret:
7. Konkrete Umsetzungen
Alle vier Kindertageseinrichtungen der Pfarrei haben sich, in etwa parallel zur Entwicklung des Lokalen Pastoralplans, am Projekt „Kita – Lebensort des Glaubens“ zur Weiterentwicklung des pastoralen Qualitätsprofils der katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistum Münster beteiligt. In einem mehrjährigen Prozess ist ein KitaPastoralkonzept entstanden, das im Anhang zu finden ist.
Folgende mögliche Anforderungen und Bedarfe sind Ergebnis der Projektarbeit und geben Hinweise auf zukünftige Schwerpunktsetzungen in der Zusammenarbeit zwischen Kitas und Pfarrei:
KITAs (zusätzlich zu den beiden bereits eingeführten pädagogischen
Teamtagen – als ein Qualitätsmerkmal einer Einrichtung in katholischer Trägerschaft / = „dritter Schließungstag“)
Kindertageseinrichtungen mit dem Ziel der Vernetzung mit anderen
Seelsorgebereichen der Pfarrei, Nutzung theologischer und pastoraler Expertise sowie der Mitarbeit feldkompetenter Seelsorgerinnen und Seelsorger für die ca. 45-50 Fachkräfte der Einrichtungen.
Ausschuss (aus Vertretern der Gremien der Pfarrei, Trägervertretern und den Leitungen der Kindertageseinrichtungen).
Schon seit vielen Jahren engagiert sich die Pfarrei St. Joseph Münster-Süd für Frieden,
Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Ende 2017 erhielt sie für dieses Engagement vom Bistum Münster das Zertifikat „Ökofaire Kirchengemeinde“. Die Auszeichnung ist Teil des bistumsweiten Projektes „Zukunft einkaufen“, in dem es unter anderem darum geht, die Bewirtschaftung von Einrichtungen und Organisationen nach ökologisch-fairen Kriterien zu gestalten. Eine Steuerungsgruppe gestaltet diesen Prozess, entwickelt in enger Abstimmung mit dem Pfarreirat Ziele und Maßnahmen und regt die Umsetzung sowie eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit an. Eine ausführliche Beschreibung des Projektes findet sich im Anhang, siehe „Ökologisch und fair handeln in St. Joseph Münster-Süd.“
Parallel zum Prozess der Entwicklung des lokalen Pastoralplans wurde jährlich gemeinsam vom Pastoralteam und dem Pfarreirat ein Thema festgelegt, an dem die unterschiedlichen Gruppen und Verbände arbeiten und verschiedene Aktionen anbieten können. Das Jahresthema wurde jeweils zu Beginn der Fastenzeit mit einem zugehörigen Themenheft in der Pfarrei vorgestellt und eingeführt. In den vergangenen Jahren lauteten die Themen:
Insbesondere das erste Thema diente auch als Grundlage für die Arbeitsgruppe, die sich mit der Entwicklung eines pastoralen Konzepts für die Kindergärten beschäftigt hat.
Erfreulicherweise kann der Kirchenvorstand dem Pfarreirat jährlich einen nennenswerten Betrag zur Verfügung stellen, über den der Pfarreirat frei zur Umsetzung pastoraler Ziele verfügt. Im Pfarreirat wurde angedacht, dieses Geld in einer Art
Wettbewerb unter allen Gruppierungen/Einrichtungen der Pfarrei für Projekte, die die Leitmotive umsetzen und im Leben der Pfarrei lebendig werden lassen, auszuschreiben. Ggf. kann die Ausschreibung auch auf nicht gemeindeeigene
Institutionen aus unserem Stadtteil ausgeweitet werden. Das Konzept der Ausschreibung und die Zusammensetzung der Jury müssen noch im Pfarreirat besprochen und konkretisiert werden.
8. Ausblick, weiterer Prozess und Empfehlungen
Mit dem vorliegenden Lokalen Pastoralplan ist die Aufgabenstellung der vom Pfarreirat eingesetzten Steuerungsgruppe „Lokaler Pastoralplan“ zunächst abgeschlossen. Mit Blick auf die im kommenden Jahr anstehende Fusion mit der Pfarrei St. Gottfried wird an dieser Stelle darauf verzichtet, weitere Konkretisierungen der Leitmotive und Zielperspektiven für die nächsten Jahre zu entwickeln, um das Zusammengehen möglichst offen und frei von Vorabfestlegungen gestalten zu können. Deutlich ist darüber hinaus auch:
Die Entwicklung eines solchen Plans kann und darf jedoch niemals abgeschlossen sein. Genauso wie sich die Stadtteile und die Menschen im Süden Münsters fortwährend verändern, wird sich unsere Pfarrei im Laufe der Zeit weiterentwickeln. Der in diesem Papier vorliegende Lokale Pastoralplan kann und soll daher nur den aktuellen Zwischenstand festhalten. Er bedarf regelmäßiger Reflexion und Evaluation, ob die Leitmotive und Ideen eingehalten und umgesetzt wurden und werden. Aber vor allem muss überprüft werden, ob die Leitmotive – und somit die Ausrichtung unserer Pfarrei – weiterhin der Lebenswirklichkeit des Sozialraums, in dem wir leben, gerecht werden.
Insbesondere der anstehende Zusammenschluss der Pfarreien St. Joseph Münster-Süd und St. Gottfried bedeutet, alleine durch die deutliche räumliche Vergrößerung des Pfarrgebiets, auch eine signifikante Veränderung des sozialen Umfelds, weil zwei weitere Stadtteile hinzukommen. Daher ist es erforderlich, dass die vorliegenden Pastoralpläne beider Pfarreien miteinander in Beziehung gesetzt werden. Da die jeweiligen Pastoralpläne Ausdruck des Profils der beiden Pfarreien sind, sollten die Ergebnisse dieses Vergleichs eine bedeutende Rolle im Fusionsprozess spielen. Gleichzeitig sollte spätestens nach der erfolgten Fusion eine Re-Evaluierung und Neuformulierung des Lokalen Pastoralplans erfolgen.
Für die direkte Zukunft wurden im zweiten Pfarrkonvent konkrete Ideen entwickelt, die Leitmotive im Alltag mit Leben zu füllen. Auch hier ist es erforderlich zu überprüfen, ob diese Ideen umgesetzt wurden, ob es hierbei Unterstützung bedarf oder ob sich ggf. einzelne Ideen als nicht praktikabel erwiesen haben. Die Überprüfung sowohl des Lokalen Pastoralplans, aber auch dessen Umsetzung, muss daher regelmäßiges Thema des Pfarreirats sein. Ggf. kann dazu vom Pfarreirat eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden.
Empfehlungen:
Stand 8. Mai 2019